Misshandlung in der Nordstadt – Abuse in the North city – Abus dans le nord de la ville

Datum/Date 02.2015

Tatort/Site of crime/Lieu du délit Dortmund-Nordstadt

Beschreibung/Description

Tagsüber in der Dortmunder Nordstadt wird ein Mensch kontrolliert und anschließend im Polizeiwagen und der Polizeiwache mit dem Wissen vieler Polizist_innen misshandelt und gedemütigt. Ein Arzt stellte eine Kehlkopfprellung und eine Gesichtsprellung fest.

Im Folgenden lest Ihr die Erfahrung eines Flüchtlings, welcher in der Dortmunder Nordstadt kontrolliert und dabei von der Polizei misshandelt wurde.

Zum Schutz vor Repression wurde das Gedächtnisprotokoll weitgehend anonymisiert :

Anfang Februar befand ich mich tagsüber in der Dortmunder Nordstadt. Irgendwann fuhr ein Wagen der Polizei, ein Kleinbus,  vor.
Die Polizei, 3 männliche Polizisten, verließen ihren Wagen und kamen auf mich zu, um nach meinem Ausweis zu fragen. Ich holte daraufhin mein Portemonnaie aus der Hosentasche und legte es auf eine Fensterbank. Ein Polizist nahm das Portemonnaie und steckte es in seine Tasche ohne es zu öffnen. Nun fragten die Polizisten ein weiteres Mal nach meinem Ausweis, woraufhin ich antwortete er befinde sich in meinem Portemonnaie, welches sie soeben genommen hatten.
Ein Polizist sagte dann „Wir nehmen ihn im Wagen mit.“ Ein anderer Polizist griff mich am Arm und ich ließ mich widerstandslos von ihm zum Wagen führen und stieg freiwillig ein.
Im Wagen legte mir ein Polizist den Sicherheitsgurt an, woraufhin ich einen Anruf bei meinem Anwalt tätigen wollte. Als ich dies den Polizisten mitteilen wollte und mein Telefon aus der Tasche zog, wurden die Polizisten sehr aggressiv, versuchten mir das Telefon abzunehmen und antworteten dies sei nicht möglich.
Zu diesem Zeitpunkt saß jeweils zu einer meiner Seiten ein Polizist im Wagen, der dritte stand vor dem Wagen. Bei dem Versuch mir das Telefon abzunehmen hielt jeweils ein Polizist meinen Arm fest, der dritte stieg mit gezogenem Schlagstock hinzu, schlug nach meiner Hand woraufhin ich zu schreien begann. Da das Geschrei die Aufmerksamkeit vieler Passanten auf sich zog, drückte der Polizist nun seinen Schlagstock gegen meine Kehle und klemmt meinen Hals zwischen Bank und Schlagstock ein.
In diesem Augenblick ließ ich das Telefon los, der Polizist zu meiner Rechten nahm es auf und legte mir Handschellen an. Wir fuhren gemeinsam auf die Wache.
Angekommen stiegen wir aus, jeweils ein Polizist führte mich am Arm. Vor Ort befanden sich zwei weitere männliche Polizisten. Da mir sowohl die Handschellen als auch die Verletzung am Hals große Schmerzen bereiteten weinte ich hierbei die ganze Zeit sehr laut. Die beiden anderen Polizisten stießen nun zu uns hinzu.
Diese zwei neu hinzugestoßenen Polizisten bat ich darum, die Polizisten, die mich begleiteten dazu aufzufordern mir die Gründe meiner Ingewahrsamnahme zu verraten.
Der Polizist, der mich zuvor mit dem Schlagstock angegangen hatte, nahm mich nun  am Jackenkragen, setze mich auf einen Stuhl und gab mir ohne weitere Anmerkung oder Aussage zwei sehr schmerzhafte Ohrfeigen vor den anderen Polizisten, welche sich dazu nicht äußerten.
Ich stand auf und sagte „Ihr werdet mich hier töten!“
Die Polizisten drückten mich daraufhin auf den Boden und hielten mich fest, bis ich mich nicht mehr rührte. Dann richteten sie mich auf, lösten auf einer Seite die Handschellen und zogen mich (in dem Büro!) vollständig aus. Währenddessen kamen 3 Frauen in zivil und mehrere Polizisten in das Büro und äußerten sich nicht zu dem Vorgehen. Hiernach erklärten die 3 Polizisten ihrem Kollegen, wie sie auf mich gestoßen waren, einer von ihnen wies daraufhin, dass ich einen Anruf bei meinem Anwalt tätigen wollte, die Antwort des anderen Polizisten war „Ist mir egal.“ Meine Personalien entnahmen sie dem Ausweis aus meinem Portemonnaie, welches der eine Polizist noch bei sich trug. Nachdem dies abgeschlossen war und nichts bei mir gefunden oder festgestellt wurde, erhielt ich Telefon und Portemonnaie zurück.
Die Polizisten erklärten mir nun unter Gelächter etwas, was ich nicht verstehen konnte und entließen mich aus der Wache.
Vor der Wache rief ich direkt einen Freund an, der mich abholen kam.

Ich bekam während der ganzen Zeit kein Dokument ausgehändigt, ich wurde von keinem Beamten offiziell vernommen oder oberflächlich befragt. Es wurden keine Fingerabdrücke genommen, oder Fotos gemacht. Es wurde kein Dolmetscher hinzugezogen.
Ein Arzt hat eine Kehlkopfprellung und eine Gesichtsprellung festgestellt.

Täter_innen/Offenders/Coupables

Polizist/Policeman/Policier

Polizist/Policeman/Policier

Polizist/Policeman/Policier

Links/Liens

Erfahrung eines Flüchtlings mit einer Polizeikontrolle in der Dortmunder Nordstadt

Hat die Dortmunder Polizei einen Flüchtling misshandelt?